Hexer-Wiki
Journal Glossary

In der Hexer-Saga sowie anderen Werken des Autors Andrzej Sapkowski gibt es immer wieder Bezüge zu anderer Literatur. Es handelt sich häufig um beiläufige Bemerkungen und Hinweise, teilweise deutet Sapkowski auch Märchen, Sagen und Legenden um, sodass sich ein ganz neuer Blickwinkel auf diese Mythen bietet.

Einige Ausschnitte und Zitate aus solchen Werken, thematisch nach Quelle, in alphabetischer Reihenfolge:

W Märchensammlung der Gebrüder Grimm[ | ]

W Aschenputtel[ | ]

Vorigen Winter hat der weniger gnädige Fürst Hrobarik versucht, mich für die Suche nach einem hübschen Mädchen anzustellen, das seine ordinäre Buhlerei satt hatte und von einem Ball floh, wobei es einen Schuh verlor.
Eine Frage des Preises (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 171

W Dornröschen[ | ]

Gerüchte um Foltests Tochter Adda besagen:

"Sie wurde mit einer Spindel gestochen und ist in einen ewigen Schlaf gefallen, die Ärmste, wie ein Gerücht besagt; sie liegt in einem Sarg in einem von Hagedorn überwucherten Kastell."
Zeit des Sturms, Ausgabe dtv 2015, S. 430

W Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich[ | ]

Nivellen erzählt Geralt von einem Märchen, das er von seiner Amme Lenchen gehört hat:

"[...] Verdammt, dachte ich, es sieht so aus, als ob hübsche Mädchen Frösche in Prinzen verwandeln, oder auch umgekehrt [...]"
Ein Körnchen Wahrheit (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 76

W Der Fuchs und die Katze[ | ]

Das Mädchen Ciri möchte, dass Geralt ihr ein Märchen erzählt. Er erzählt eine kurze Geschichte vom Fuchs und der Katze, woraufhin die Dryade Braenn dem Mädchen die Moral des Märchens erklärt:

"[...] Nicht lange denken, sondern eins, zwei und auf den Baum. Das ist die ganze Klugheit. Sich nicht kriegen lassen."
Das Schwert der Vorsehung (Kurzgeschichte), enth. in Das Schwert der Vorsehung, Ausgabe dtv 2008, S. 337

W Der Gevatter Tod[ | ]

Aus dem W Epigraph zum neunten Kapitel heißt es:

Manche von den Flämmchen waren hoch und kräftig, sie leuchteten hell und lebhaft, andere aber waren ganz klein, unstet und zittrig, und ihr Licht nahm ab und verging. Ganz am Ende jedoch war ein Flämmchen, klein und so schwach, dass es kaum glomm, kaum flackerte, bald mit großer Mühe aufflammte, bald beinahe vollends erlosch.
»Wessen ist dieses verlöschende Feuerchen?«, fragte der Hexer.
»Deins«, erwiderte der Tod.
- Flourens Delannoy,
Märchen und Volkssagen

Die Dame vom See, Ausgabe dtv 2011, S. 408

Dem Epigraph in Verbindung mit dem Grimm'schen Märchen zufolge hat dieser Hexer den Tod als Paten. In Sapkowskis Geralt-Büchern taucht immer wieder das Motiv auf, dass Geralt nie zurückschaut, denn ihm folgt der Tod (was eher auf seinen Beruf als Monsterjäger zurückzuführen ist). Jedoch durch seine "Verstrickung" mit dem Schicksal und dem Kind der Vorsehung - seine Ziehtochter Ciri - ist es anzunehmen, dass Geralt, um den sich gemeinsam mit Ciri und seine Geliebte Yennefer später eigene Legenden rankten, der Ausgangspunkt für diesen zitierten Volksglauben sein sollen.

W Hans mein Igel[ | ]

Duny vom Erlenwald berichtet, dass seine Igelgestalt von einem Fluch herrührt - auch wenn sich später herausstellt, dass dies nicht ganz der Wahrheit entspricht.

"[...] Von Geburt an. Ich habe nie erfahren, was der Grund war, wer mir das angetan hat."
Eine Frage des Preises (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe dtv 2006, S. 212

Eine weitere Parallele zu dem Märchen findet sich darin, dass Duny einem König hilft, aus einem Wald herauszufinden, und dabei das Gesetz der Überraschung anwendet.

W Hänsel und Gretel / Alte Hexe[ | ]

"[...] Sie haben mir von einer Jaga erzählt, die irgendwo in den hiesigen Wäldern ihren Schlupfwinkel hat, ein Häuschen auf einem klauenbewehrten Hühner-Dreibein. [...]"
Eine Frage des Preises (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 167

  • Anm.: Da im Polnischen der Bezug zum Grimmschen Märchen eindeutig ist, im Deutschen jedoch nicht (u.a. weil dort die Hexe in einem Pfefferkuchenhaus wohnt), findet sich eine nähere Erläuterung zu den Zusammenhängen in der Diskussion zu dieser Seite.

Im geheimen Labor des sadistischen Zauberers Sorel Degerlund findet Geralt die Leiche eines blonden Mädchens, seziert auf einem stählernen Tisch liegend. Im Nachbarram ist ein Junge in einem Käfig eingesperrt:

In einer Ecke stand ein Käfig, so niedrig, dass er an einen Hühnerkäfig erinnerte. Er erblickte dünne Finger, die die Eisenstäbe umklammerten. Und dann die Augen.
"Herr... Helft mir..."
Ein Junge, höchstens zehn Jahre alt. Zusammengekrümmt und zitternd.

Zeit des Sturms, Ausgabe dtv 2015, S. 354

W Rapunzel[ | ]

Der Magier Stregobor klärt Geralt darüber auf, wie der Rat der Zauberer mit den (vermeintlich) vom Fluch der Schwarzen Sonne - bzw. der "Manie des Verrückten Eltibald" - befallenen Prinzessinnen verfahren ist:

"[...] Wir haben uns geirrt, und mehr als einmal. Es war außerordentlich schwer, sie herauszugreifen. Darum haben wir auch aufgehört, sie ... zu beseitigen, und sie statt dessen versteckt."
"Eure berühmten Türme", sagte der Hexer abfällig.
"Unsere Türme. Aber das war auch wieder ein Fehler. Wir haben sie unterschätzt, und viele sind uns entwischt. Unter den Prinzen, vor allem den jüngeren, die nicht viel zu tun und noch weniger zu verlieren hatten, kam so eine irrsinnige Mode auf, die gefangenen Schönheiten zu befreien. Zum Glück haben sie sich meistens den Hals gebrochen."

Das kleinere Übel (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 115

Einem der Mädchen gelingt es, auf die gleiche Art aus dem Turm zu entkommen, wie es der Prinz im Märchen tut:

"[...] Violka, die Tochter Evermirs, ist mit Hilfe eines aus ihrem Zopfe geflochtenen Seils geflohen und terrorisiert jetzt das Nördliche Velhad. [...]"
Das kleinere Übel (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe dtv 2006, S. 119

W Rotkäppchen[ | ]

Als Geralt zusammen mit Braenn im Brokilon-Wald unterwegs ist, trifft er auf ein Wesen im grauen Wämslein mit roter Kapuze:

Geralt betrachtete das Mädchen. [...] das kleine Wams mit der roten Kapuze, das sie trug, ließ nichts erkennen [...]
Das Schwert der Vorsehung (Kurzgeschichte), enth. in Das Schwert der Vorsehung, Ausgabe dtv 2008, S. 322

Die Zuordnung zu "Rotkäppchen" ist nicht ganz eindeutig, doch das Mädchen, die Erwähnung der roten Kapuze und dass die Handlung sich in einem Wald abspielt deuten darauf hin.

W Rumpelstilzchen[ | ]

Gokgokling zitiert die Geschichte von der Königin Zivelina, um Calanthe zu demonstrieren, dass man sich an die gegebenen Versprechen beim "Gesetz der Überraschung" zu halten hat.

"[...] Denkt auch an Zivelena, die mit Hilfe des Gnoms Rumpelstilt Königin von Metinna wurde und ihm dafür ihr erstes Kind versprach. Zivelena hielt ihr Versprechen nicht, als Rumpelstilt seine Belohnung holen kam, und zwang ihn mit Zauberei zur Flucht. Kurze Zeit darauf starb sie mit ihrem Kind an einer Seuche. Man spielt nicht ungestraft mit der Vorsehung!"
Eine Frage des Preises (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 188

W Schneewittchen[ | ]

Renfris Geschichte weist zahlreiche Anspielungen auf die Märchenfigur Schneewittchen auf.
Als Anleihe auf den sprechenden und allwissenden Spiegel:

"[...] Aridea wandte sich recht oft an den Spiegel ..."
"Mit der üblichen Frage, nehme ich an", fiel ihm Geralt ins Wort. "'Wer ist die Schönste im ganzen Land?' Soviel ich weiß, gibt es nur zwei Arten der Spiegel der Nehaleni: starrsinnige und zerstörte."

Das kleinere Übel (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 116 f.

Als Anleihe auf die sieben Zwerge:

Erst vier Jahre später erhielt ich eine Nachricht von Aridea. Sie hatte die Kleine aufgespürt, sie lebte in Mahakam mit sieben Gnomen, die sie davon überzeugt hatte, dass man besser Kaufleute überfiel, als sich im Bergwerk eine Staublunge zu holen. Sie wurde allgemein die Würgerin genannt, denn wie der gleichnamige Vogel liebte sie es, die Gefangenen lebendig auf spitze Pfähle zu spießen. Aridea stellte mehrmals Mörder an, doch keiner kehrte zurück. Später war es dann schwierig, noch welche zu finden, denn die Kleine war schon ziemlich berühmt.
Das kleinere Übel (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 118

Als Anleihe auf den gläsernen Sarg:

[...] Ich verpackte sie in einem hübschen Klumpen Bergkristall, sechs mal zehn Ellen.
Das kleinere Übel (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 119

Als Anleihe auf die Tötungsversuche der bösen Stiefmutter:

»[...] Und so war es bis zu dem Tage, an dem Stregobor und diese Schlampe Aridea dem Jäger befahlen, mich in den Wald zu schaffen, mich abzustechen und Herz und Leber mitzubringen. Schön, nicht wahr?«
Das kleinere Übel (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe dtv 2007, S. 138

»Aridea und Stregobor haben versucht, dich zu vergiften?«
»Gewiss. Mit einem Apfel, der mit einem Tollkirschensaft versehen worden war. [...]«

Das kleinere Übel (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe dtv 2007, S. 139

W Die sechs Schwäne[ | ]

In der Kurzgeschichte "Das Schwert der Vorsehung" wird erwähnt, dass Baron Freixenet von einem Fluch befallen war. Als sich Geralt und Freixenet darüber unterhalten, bemerkt der Hexer, wie sehr sich der Inhalt dieses Vorfalls ändert, je öfter er weiter erzählt wird, so dass es mittlerweile wie ein Märchen klingt.

Märchen von W Hans Christian Andersen[ | ]

W Die kleine Meerjungfrau[ | ]

Rittersporn träumt von einer neuen Ballade zu Geralts aktuellem Abenteuer, wo er dem Fürst Agloval helfen soll, die Sirene Sh'eenaz zu heiraten:

"[...] In meiner Ballade opfert sich die Sirene für den Fürsten auf, tauscht Fischschwanz gegen ein paar schöne Beine, doch sie bezahlt es mit dem Verlust ihrer Stimme. Der Fürst betrügt sie, verläßt sie, und da stirbt sie vor Trauer, verwandelt sich in Meerschaum, wenn die ersten Sonnenstrahlen ..."
Ein kleines Opfer (Kurzgeschichte), enth. in Das Schwert der Vorsehung, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 227

W Die Prinzessin auf der Erbse[ | ]

Renfri erzählt Geralt:

Ich bin eine Prinzessin mit einem feinen Körperbau, ich spüre eine Erbse durch den Strohsack hindurch.
Das kleinere Übel (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe dtv 2009, 5. Aufl., S. 144 f.

W Die Schneekönigin[ | ]

Geralt und Yennefer unterhalten sich über die Herkunft des Namens der Stadt Aedd Gynvael:

"Unter den Elfen", flüsterte die Zauberin nachdenklich, "geht die Legende von der Königin des Winters, die im Schneesturm in ihrem mit weißen Pferden bespannten Schlitten übers Land fährt.
Ein Eissplitter (Kurzgeschichte), enth. in Das Schwert der Vorsehung, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 113

Sagen, Legenden, Mythen[ | ]

W Artus-Legende (Mythologie Britanniens)[ | ]

Praktisch durch den ganzen fünften und bislang letzten Band der Geralt-Saga, Die Dame vom See, ziehen sich Anleihen auf Personen und Ereignisse der Artus-Legende. Der Name des Bandes ist bereits der markanteste Hinweis darauf: poln. Originaltitel "Pani jeziora" - ins Deutsche übertragen W Die Herrin vom See.

W Baba Jaga (slawische Mythologie)[ | ]

"[...] Sie haben mir von einer Jaga erzählt, die irgendwo in den hiesigen Wäldern ihren Schlupfwinkel hat, ein Häuschen auf einem klauenbewehrten Hühner-Dreibein. [...]"
Eine Frage des Preises (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 167

W Vom Fuchs und Raben (Fabel)[ | ]

Um sich hervorzutun, tritt der junge Nycklar die Ereignisse breit, die er im Dorf Eifers erlebt hat. Stefan Skellen bekommt Wind davon und verhört ihn daraufhin. Nycklar macht sich selbst Vorwürfe, dass er nicht hatte den Mund halten können.

Wenn er sich doch nur an die Warnungen hätte erinnern wollen, die ihm vernünftige Leute gegeben hatten! Wenn er sich der Sprichwörter erinnert hätte oder wenigstens des Märchens von dem Raben, der den Schnabel nicht halten konnte!
Der Schwalbenturm, ("Wieża Jaskółki"), Ausgabe dtv 2010, S. 151

Die Prinzessin im Sarg (dänisches Märchen)[ | ]

Ein Fluch verwandelt Foltests Tochter Adda in eine Striege, eine blutrünstige Bestie, die nachts aus ihrem Sarg herauskriecht und Jagd auf Menschen macht. Geralt gelingt es, Adda wieder in ein normales Mädchen zurückzuverwandeln, indem er verhindert, dass sie vor dem Morgengrauen wieder in ihren Sarg zurückkehren kann.

Die Striege durfte es vor dem Morgen nicht zurück in die Krypta schaffen, sonst war die ganze bisherige Arbeit vergebens. (...) Geralt holte das dritte Fläschchen aus dem Wams, trank seinen Inhalt rasch aus, stieg in den Sarg und verschwand darin.
Der Hexer (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe dtv 2007, S. 45

Dies ähnelt dem dänischen Märchen "Die Prinzessin im Sarg" (auch: "Die schwarze Prinzessin"), in dem die namensgebende Prinzessin im Alter von 14 Jahren stirbt. Ihr Geist kann den Sarg nachts für eine Stunde verlassen und etwaige Personen im Raum töten, ehe er wieder in den Sarg zurückkehrt. Schließlich kann ein Mann aus dem einfachen Volk (je nach Überlieferung ein Schmied oder ein Schäfer) die Prinzessin entzaubern und wieder zum Leben erwecken, indem er sich selbst in den Sarg legt, bevor der Geist zurückkehrt.

Der Räuber Nachtigall (russische Mythologie)[ | ]

In "Der Schwalbenturm" ist die Rede von einer Räuberbande. Sie wird angeführt von Homer Straggen, genannt "Nachtigall", der für seine besondere Grausamkeit bekannt war.

In mittelalterlichen W russischen Heldenliedern, aber bspw. auch in estnischen Märchen, wird u.a. der Recke W Ilja_Muromez beschrieben, der den Räuber Nachtigall zur Strecke gebracht hat. Nachtigall hatte eine unheimliche Waffe, die ihn bis dahin unantastbar gemacht hatte: sein Pfiff war tödlich.

W Der Rattenfänger von Hameln (deutsche Sage)[ | ]

Im Handlungsabschnitt "Die Stimme der Vernunft (5)" unterhalten sich Geralt und Rittersporn über aussterbende Berufe. Einst hatte es Rattenfänger mit Flöten gegeben. Städte, die von einer Rattenplage heimgesucht waren, holten einen Rattenfänger. Dem geheimnisvollen Flötenspiel dieser Rattenfänger folgten die Ratten, als er die Stadt verließ. Im Laufe der Zeit haben Magier wirksamere Mittel erfunden. Es gab Katzen. Alles preisgünstigere Alternativen zu Rattenfängern, die nun nicht mehr gebraucht wurden.

W Rübezahl / Klopfer (Sagen- und Märchengestalt aus dem W Riesengebirge)[ | ]

Im Roman "Der Schwalbenturm" ("Wieża Jaskółki") wird die Figur des Rübezahl als "Klopfer" benannt und auch durch ein Zitat aus dem Physiologus ausführlich beschrieben.

Der Klopfer, auch genannt Klopfgeist, Coblynau, Hämmerling, Rübezahl, Karkonosch, Schatzer oder Ödner, ist eine Abart des Kobolds, welchselbigen der Klopfer jedoch an Wuchs wie an Kraft bei weitem übertrifft. [...]
Feuertaufe, ("Chrzest ognia"), Ausgabe dtv 2010, S. 288

W Die Schöne und das Biest (Volksmärchen aus Frankreich)[ | ]

Der in ein Untier verzauberte Nivellen zu Geralt über seine Vergangenheit:

"[...] So war das bis zu dem Tag, an dem ich früh am Morgen aus dem Fenster schaue, und was sehe ich? Irgend so ein Festwanst schneidet Rosen von Tantchens Beet. [...] Die Wut überkam mich, ich stürzte auf den Hof. Als der Dicke die Stimme, die er bei meinem Anblick verloren hatte, wiederfand, quiekte er, er wollte nur ein paar Rosen fürs Töchterchen pflücken, ich sollte ihn verschonen, ihm Leben und Gesundheit lassen. [...] Ich erinnerte mich an die Märchen, die mir seinerzeit Lenchen, meine Amme, erzählt hatte, die alte Vettel. Verdammt, dachte ich, es sieht so aus, als ob hübsche Mädchen Frösche in Prinzen verwandeln, oder auch umgekehrt, also könnte doch ... [...] Der Kaufmann, denn es war ein Kaufmann, brach in Tränen aus, worauf er mir gestand, daß das Töchterchen acht Jahre alt war."
"[...] Er muß irgendwo mit seinem Abenteuer geprahlt haben, denn es vergingen keine zwei Monate, und ein anderer Kaufmann traf ein. Er hatte einen reichlich dicken Geldsack bei sich. Und eine Tochter. Auch reichlich dick."

Ein Körnchen Wahrheit (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 75 f.

W Der Wawel-Drache (polnischer Volksglaube)[ | ]

In der Legende vom Drachen, der in einer Höhle unter dem Wawelhügel in Krakau lebte und dem, um ihn gütlich zu stimmen, regelmäßig jungfräuliche Mädchen geopfert werden mussten, wird das Untier von einem Schusterlehrling mit einem toten, mit Schwefel gefüllten Lamm überlistet. Nach Verzehr des giftigen Lammes bekam der Drache einen unbändigen Durst und platzte schließlich vor lauter Wasser im Bauch. In Sapkowskis Version der Legende funktioniert dieser Plan nur halb: Ein Schustermeister namens Zigenfras füllte den Kadaver mit einer abenteuerlichen Mischung, der Drache fraß das Schaf auch, doch er überlebte dieses Attentat. Später rächte sich ein anderer Drache an dem Schuster und verschlang ihn selbst mit Haut und Haaren.

"(...) Man tötete ein Schaf und stopfte es voll Nieswurz, Wolfsmilch, Tollkraut, Schwefel und Schusterpech. Sicherheitshalber schüttete der Stadtapotheker noch zwei Quart von seiner Mixtur gegen Furunkel dazu, und ein Priester aus dem Kreve-Heiligtum betete über dem Kadaver. Dann ließen sie das Schaf inmitten der Herde zurück, von einem kurzen Pfahl gestützt. (...)
Die Grenze des Möglichen (Kurzgeschichte), enth. in Das Schwert der Vorsehung, Ausgabe Doppelband, Heyne 2000, S. 26 f.

Sonstige[ | ]

Der Herr der Ringe[ | ]

Wenn in Sapkowskis "Der Schwalbenturm" von bewegungsfähigen mächtigen Eichenmonstern die Rede ist, muss man sofort an die W Ents aus J.R.R. Toliens "W Der Herr der Ringe" denken:

Das Geschöpf erinnerte an einen gigantischen Baum, eine gegabelte uralte Eiche - und vielleicht war es auch eine Eiche. Aber eine sehr untypische Eiche. Anstatt irgendwo auf einer Waldwiese inmitten von herabgefallenen Blättern und Eicheln zu stehen, (...) marschierte diese Eiche zügig durch den Wald, stampfte gleichmäßig mit den dicken Wurzeln und schüttelte die Äste. Der bauchige Stamm - oder Rumpf - des Ungeheuers maß schätzungsweise zwei Klafter im Durchmesser, und die darin klaffende Höhle war wohl keine Baumhöhle, sondern ein Maul, denn sie klappte auf und zu, dass es klang, als schlüge eine schwere Tür zu.
Der Schwalbenturm, ("Wieża Jaskółki"), Ausgabe dtv 2010, S. 331

Allerdings erscheinen die Eichenmonster im Gegensatz zu den intelligenzfähigen Ents als recht tumbe Geschöpfe:

Hinter dem Eichenmonster schritt eine junge Druidin im weißen Gewand und mit einem Blumenkränzchen auf dem Kopf, die das Ungeheuer mit einer belaubten Gerte leicht vor sich her trieb.
"Tu ihnen nichts, Bäumchen, drück nicht zu. Sachte, Weide, weide, weide."

Der Schwalbenturm, ("Wieża Jaskółki"), Ausgabe dtv 2010, S. 332


Eine weitere Anspielung auf diese Trilogie findet sich im Einzelroman "Zeit des Sturms". In einer Zitadelle, die von Zauberern als Geheimlabor genutzt wird, gibt es in einem Höhlensystem eine durch Magie geschützte Tür:

Die Tür war magisch, mit einem Zauber gesichert. Die schwache Vibration des Amuletts signalisierte allerdings, dass es kein starker Zauber war.
Er näherte das Gesicht der Tür. »Freund.«
Die Tür öffnete sich lautlos in geölten Scharnieren. Wie er richtig erraten hatte, war sie standardmäßig mit dem schwachen magischen Schutz und der üblichen Parole versehen worden, ein Serienprodukt; niemand hatte – zu Geralts Glück – es für nötig gehalten, etwas Raffinierteres zu installieren. Die Tür sollte eine Grenze gegen den Höhlenkomplex bilden und gegen Wesen, die nicht einmal derart einfache Magie verwenden konnten.

Zeit des Sturms, Ausgabe dtv 2015, S.

Sie verweist auf eine Inschrift auf dem Tor von Moria: „Pedo mellon a minno!“ – „Sprich Freund und tritt ein!“ (Bd. 2: "W Die Gefährten").

Geschichten aus W 1001 Nacht[ | ]

Das Motiv mit dem Flaschengeist aus "W Aladin und die Wunderlampe" findet sich zusammen mit den drei Wünschen im Djinn der Kurzgeschichte "Der letzte Wunsch" wieder.

Rittersporn zieht beim Angeln einen Krug an Land, von dem Geralt dringend abrät, ihn zu öffnen:

»Ha! Schau, was ich gefunden habe!«
Neugierig geworden, trat Geralt näher. Der Fund erwies sich als bauchiger Krug aus Steingut, etwas in der Art einer Amphore mit zwei Henkeln, in ein Netz verstrickt, schwarz von verfaultem Wassermoos, von Köcherfliegen- und Schneckenkolonien – und er stank nach Schlamm.
»Ha!«, rief Rittersporn abermals stolz. »Weißt du, was das ist?«
»Klar. Ein alter Topf.«
»Du irrst dich«, verkündete der Troubadour, während er mit einem Stück Holz Muscheln und versteinerten, schmutzigen Lehm abkratzte. »Das ist nichts Geringeres als ein Zauberkrug. Drinnen sitzt also ein Dschinn, der mir drei Wünsche erfüllen wird.«

Der letzte Wunsch (Kurzgeschichte), enth. in Der letzte Wunsch, Ausgabe dtv 2007, S. 296

Physiologus[ | ]

  • Im wahren Leben existierte im 2. Jahrhundert ein W Physiologus, der sich mit Fabeltieren befasste.

W Der Zauberlehrling (Ballade)[ | ]

Die Zauberin Nimue warnt die jüngere Condwiramurs, vorsichtig mit den magischen Gegenständen in ihrem Laboratorium umzugehen:

»(...) Natürlich ist Vorsicht angebracht. Maßhalten empfiehlt sich vor allem bei Versuchen, einen Besen zum Wassertragen zu zwingen.«
Condwiramurs kicherte höflich, obwohl der Witz einen Bart hatte. Alle Mentorinnen tischten ihren Schützlingen Scherze auf, die sich auf die legendären Missgeschicke des legendären Zauberlehrlings bezogen.

Die Dame vom See, Ausgabe dtv 2011, S. 27-28

Die "magische Flucht"[ | ]

Bei einem Gespräch der Zauberin Nimue mit der Adeptin Condwiramurs über das Ende der Legende vom Hexer Geralt und seiner Schutzbefohlenen Ciri werden verschiedene überlieferte Versionen der Flucht des Mädchens vor den Erlenelfen erwähnt:

»(...) Ciri floh aus dem Schwalbenturm, wo sie, wie du erträumt hast, gefangen war. Als sie erkannte, was man ihr antun wollte, floh sie. Die Legende liefert viele Versionen dieser Flucht …«
»Mir«, warf Condwiramurs ein, »gefällt am besten die, wo sie Dinge hinter sich wirft. Den Kamm, den Apfel und das Tuch. Aber …«

Die Dame vom See, Ausgabe dtv 2011, S. 58

Das Motiv der "magischen Flucht", bei der einem Verfolger Gegenstände in den Weg geworfen werden, welche sich zu größeren Hindernissen verwandeln und damit die Flucht ermöglichen, taucht in abgewandelten Formen in verschiedenen Märchen auf, z.B. bei W Der Eisenofen, W Das singende springende Löweneckerchen, W Die Nixe im Teich), auch bei (W De beiden Künigeskinner, W Die sechs Diener) oder (W Fundevogel, W Der Liebste Roland). (Quelle: Wikipediaartikel W Die Wassernixe, zuletzt besucht am 23. September 2013)